Antrag vom 14.05.2024
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Der Landtag wolle beschließen:
Die Staatsregierung wird aufgefordert, im Rahmen des Jahresschwerpunkts „Frauengesundheit“ des Staatsministeriums für Gesundheit, Pflege und Prävention über das Thema Fehlgeburten und Abgänge aufzuklären, das Allgemeinwissen der Bevölkerung in diesem Bereich zu erhöhen und für diesen wichtigen Bereich der Frauengesundheit zu sensibilisieren.
Dafür soll eine bayernweite Kampagne zur Aufklärung über Fehlgeburten und Abgänge lanciert werden. Zusätzlich soll das Thema Fehlgeburt/Abgang in die Lehrpläne des Aufklärungsunterrichts ab der 7. Klasse aufgenommen werden.
Begründung:
Jede dritte Schwangerschaft endet durch eine Fehlgeburt (Abort) laut dem Berufsverband der Frauenärzte. Sehr viele Frauen sind davon betroffen. Schätzungen zufolge erleidet jede dritte Frau eine Fehlgeburt bzw. einen Abgang – deutschlandweit sind das mehr als 200 000 Frauen. Trotz der Häufigkeit gilt das Thema aber als Tabu, worüber es zu wenig Allgemeinwissen in der breiten Gesellschaft gibt. Wissenslücken bestehen sowohl bei den betroffenen Frauen als auch beim medizinischen Fachpersonal, was zu großer Verunsicherung bei beiden Gruppen führt.
Eine erlittene Fehlgeburt ist für die betroffene Frau ein einschneidendes Erlebnis und nicht in wenigen Fällen traumatisierend. Fehlendes Wissen über die Häufigkeit von Fehlgeburten oder die Gründe eines Aborts führt dazu, dass diese für die betroffenen Frauen ohnehin schwierige Zeit noch durch Selbstzweifel und -vorwürfe zusätzlich erschwert wird. Auch fehlt es an Wissen um die medizinischen Möglichkeiten nach einem Abort (operative Ausschabung versus abwartendes Management) oder die den betroffenen Frauen zustehende Rechte (auf Mutterschutz, Krankschreibung, Anspruch auf Hebammenbetreuung etc.).
Das Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention hat für das Jahr 2024 einen Jahresschwerpunkt Frauen- und Mädchengesundheit ausgerufen. In diesemRahmen sollte die Staatsregierung dieses Thema aufgreifen, gerade weil es Frauen so zahlreich betrifft. Eine sensibilisierende Kampagne würde breite Teile der Bevölkerung erreichen und auf das Thema aufmerksam machen. Gedruckte Broschüren könnten in Praxen, Kliniken und Beratungsstellen ausgeteilt werden, um präventiv aufzuklären sowie wichtige Informationen für den Akutfall bereitzuhalten. Diese sind nicht nur im Falle einer Schwangerschaft wichtig, sondern bereits davor. Zusätzlich sollten digitale Kommunikationswege genutzt werden, um über soziale Medien, gegebenenfalls kollaborativ mit Influencerinnen und Influencern, für Aufmerksamkeit und Sensibilisierung zu sorgen.
Eine Behandlung des Themas im Rahmen des Aufklärungsunterrichts an Schulen würde alle junge Mädchen sowie Jungen erreichen und für besser informierte Generationen der Zukunft sorgen. Eine frühzeitige Aufklärung über Fehlgeburten, weit vor dem eigenen Kinderwunsch, wirkt langfristig der Tabuisierung entgegen.
Diese Maßnahmen können dazu beitragen, dass nicht nur die Gesellschaft als Ganzes künftig besser über das Thema Fehlgeburten informiert ist, sondern auch, dass Frauen in ihrer Selbstbestimmung gestärkt werden. Denn nur Frauen, die über ihren Körper, ihre Rechte und Möglichkeiten aufgeklärt sind, können selbstbestimmte Entscheidungen treffen.